Dies und Das      Das Kirchenjahr

Der Jahreskreis

 

Die strukturierenden Grunddaten des Kirchenjahres – Sonntage, Ostern und Weihnachten – orientieren sich an der Siebentage-Woche.

Das Weihnachtsfest wurde in Rom seit etwa 330, in Konstantinopel seit etwa 380 am 25. Dezember gefeiert. Dieses Datum lag nahe der Wintersonnenwende und durchbrach den Sonntagsrhythmus.

Wie das Osterdatum war auch das Weihnachtsdatum anhaltend umstritten. Jesu Geburt wurde von großen Teilen der Christenheit anfangs am 25. März (Frühlingsäquinoktium) oder am 6. Januar – dem heutigen Fest der Erscheinung des Herrn - gefeiert. Darum verband sich mit Weihnachten das Bewusstsein einer neuen Ära.

Das in der Geburtsnacht Jesu erschienene Licht wurde mit dem Licht der Osternacht verknüpft; die Niedrigkeit seiner Geburt in Krippe und Stall deutete in der Liturgie bereits auf seinen Kreuzestod hin. Daher trat die Weihnachtszeit nicht in Konkurrenz zur Osterzeit, sondern wurde ihr als ihr Vorläufer zeitlich vorangestellt, so dass sie das Kirchenjahr eröffnete.

Im 5. Jahrhundert entwickelte sich die Adventszeit, zunächst als 40-tägige Fastenzeit vor dem Epiphaniasfest, beginnend am 11. November, der zugleich der Gedenktag des heiligen Martin war. Die vier Adventssonntage gingen dem Weihnachtsfest voran, wobei der 4. Advent mit dem 24. Dezember zusammenfallen konnte.

Epiphanias - einer der vergessenen Feiertage

Das Epiphaniasfest ist das älteste Fest der Kirche, das kalendarisch festgelegt war, es wurde schon um 300 im Osten als Fest der Geburt Jesu gefeiert, wobei es regional unterschiedliche Schwerpunkte in der Feier gab. Im Laufe der Zeit verlagerte sich im Westen der Schwerpunkt auf die Geschichte von den drei Weisen aus dem Morgenland, wodurch ein engerer Bezug zum Christfest hergestellt wurde. Im Osten hingegen lag der Schwerpunkt seit jeher auf der Taufe Jesu; bis heute feiert die Orthodoxe Kirche die Taufe Jesu, bei der sich die heilige Dreieinigkeit der Welt enthüllte.

Epiphanias ist ein griechisches Wort und heißt “Erscheinung”. Vor 2.000 Jahren sprachen die “alten Griechen” von der Epiphanie, wenn ganz plötzlich einer ihrer Götter erschien und den Menschen Gutes tat. Am Epiphaniastag feiern wir also die Erscheinung Gottes: Im Menschen Jesus ist Gott selbst als der wahre Erlöser erschienen.

 Im 4. Jahrhundert entstand im Westen das im Osten unbekannte Tridum Sacrum, das den Abend des Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag sowie den Ostersonntag umfasste. Dem Osterfest folgte ebenfalls seit dem 4. Jahrhundert eine Woche, bei der die zu Ostern Neugetauften täglich die Eucharistie feierten und in der apostolischen Lehre unterwiesen wurden. Sie endete mit dem Weißen Sonntag, der seinen Namen vermutlich von den weißen Taufgewändern ableitet, die in der frühen Kirche von den in der Osternacht Getauften bis zu diesem Tag getragen wurden. Dieser „kleinen Oktav“ (Festwoche) wurde eine „große Oktav“ von sieben Wochen für die österliche Freudenzeit zur Seite gestellt. Diese lief auf den Pfingstsonntag zu und umfasste mit ihm 50 Tage, analog zur Frist zwischen Pessach und Schawuot im jüdischen Kalender. Zehn Tage vorher etablierte sich gemäß der 40-Tages-Angabe das Fest der Himmelfahrt.

Die Reformatoren maßen kirchliche Tradition am Mensch gewordenen Wort Gottes, Jesus Christus. Sie relativierten darum prinzipiell alle Marien-, Heiligen-, Apostel- und auch Herrenfeste, sofern sie sich nicht biblisch und christologisch begründen und in das als Herrenjahr verstandene Kirchenjahr einfügen ließen. Entscheidend war nach Martin Luther  eigentlich nur die regelmäßige Gemeindeversammlung zum Hören der Schriftlesung, Predigt und Empfang des Abendmahls. Zwingli ließ das Abendmahl nur viermal jährlich – Ostern, Pfingsten, Allerheiligen und Weihnachten – feiern. Für ihn konnten Gottesdienste notfalls auch an anderen Wochentagen stattfinden, wenn die Arbeit es verlangte.

Erntedank als eigenes Fest wurde erst im 20. Jahrhundert in die liturgischen Kalender aufgenommen. Die Ursprünge des Festes liegen in den Pfingst-, Herbst- und Winter-Quatember, die sowohl Buß- als auch Dankfeiern für die Getreide-, Trauben- bzw. Ölernte waren. In Deutschland wurde das Erntedankfest oft an Michaelis (29. September) begangen, während es heute auch am Sonntag nach Michaelis gefeiert werden kann.

Das evangelische Kirchenjahr beginnt wie das katholische mit der ersten Vesper zum ersten Adventssonntag und endet am Samstag vor dem ersten Advent. Es teilt die Hauptfeste und zugehörigen Festzeiten sowie einige Sonderfeste, vor allem Neujahr und Erntedank. Advent und Passionszeit sind auch hier eine Buß- und Fastenzeit, die der Vorbereitung auf das jeweilige Hauptfest dient.

 

Nach dem Pfingstfest und dem Pfingstmontag folgt die Pfingstoktav. Am Sonntag nach Pfingsten steht das Trinitatisfest,  (das Fest, das um die erste Jahrtausendwende bei den Benediktinerklöstern in Frankreich aufkam, wurde 1334 durch Papst Johannes XXII. in den Römischen Kalender eingeführt und ist der Verehrung der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet, an dessen Vorabend die Osterzeit endet.

Die höchstens 24 folgenden Sonntage werden nach Trinitatis gezählt; die genaue Anzahl ist abhängig vom Ostertermin. Der zehnte Sonntag nach Trinitatis wird heute als Israelsonntag begangen. Ihm folgen das Erntedankfest und der Reformationstag am 31. Oktober.

Am Ende des Kirchenjahres stehen der Drittletzte, der Vorletzte und der Letzte Sonntag des Kirchenjahres. An diesem letzten Sonntag, dem Ewigkeitssonnatg, im Volksmund Totensonntag genannt, gedenkt die Gemeinde der Verstorbenen des Jahres.

Der dem Ewigkeitssonntag vorausgehende Mittwoch ist der Buß- und Bettag, der heute in Deutschland nur noch in Sachsen arbeitsfrei ist

 

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